Herbstrot I
Zerbrochene Einsichten
Eines Tages schien dann die Herbstsonne ins Zimmer und der Mond war auch um zehn Uhr noch am blauen Himmel zu sehen. Ich dachte an die grünäugige Schönheit und an das Reh und an den Jenever.
Marmeladenflecken kehrten zurück in das Bewusstsein und eine Ahnung.
Eine Ahnung davon, das die Realität ein T-Bone Steak ist und nun endlich aufgegessen werden möchte.
Wie Schuppen von den Augen fiel mir die Einsicht auf den Boden und zerbrach dabei.
Ich fegte die Scherben auf.
Ich bügelte Seine Wäsche.
Ich ging zu einer Therapeutin.
Ich ging zum Arbeitsamt.
Ich ging zu einem Casting.
Nichts half.
STRG Z
Kurze Zeit später saß ich da und schaute mir buntes Treiben in Großstadtclubs an. Eine grünäugige Schönheit an meiner Seite, küsste meinen Hals. In den Gläsern schwamm Premierenlaune. Sekt pulsierte in meinen Adern. Realitäten glänzten auf einem anderen Stern. Die Liebe setzte sich zu mir auf die Bühne und lächelte einen verschwiegenen Blues in die Nacht.
Die grünäugige Schönheit fuhr mit mir hinter Bäumen, Bächen und Koppeln rechts und links von geradeaus dorthin wo Schweine über Gartenzäune lachten und unterwegs trafen wir ein Reh.
Der Einzug des Fürsten
Ich war ziemlich froh und sehr unglücklich. Sie war auf dem Weg zu einem jungen Mann und unsere Züge hatten sich haarscharf verpasst. Von diesem Moment an suchte ich die Veränderung. Ich änderte als erstes die Anschrift.
Hinter Bäumen, Bächen und Koppeln, links von rechts und geradeaus, dort wo Schweine über Gartenzäune lachten und die Uhren in andere Richtungen liefen küsste mich eines Tages die Muse wie ein Blitz aus dem blauen Himmel.
junge Väter in Familienautos
Ich traf einen jungen Mann, vielleicht traf auch er mich. Jedenfalls hatte sich mein Antlitz erhoben und schaute mitten in ein mir fremdes Gesicht. Wie flatterndes Herbstlaub starrte mich dieses Gesicht unsicher an. Und für einen Moment dachte ich nicht mehr an ihre zähen Mitternachtsküsse und nicht mehr an den Wind der Seine Segel Richtung Morgen blies.
In einer düsteren Kneipe am Ende einer fremden Stadt traf ich ihn wieder. Sein Lächeln hing nervös zwischen Marlboro-Schachteln und Rotweingläsern. Manchmal fiel es unter den Tisch. Er nestelte an einem Bierdeckel und dann und wann an seinem blonden Haar. Er sprach von Serverabstürzen und Verkaufsgesprächen für Netzwerkanbindungen. Er referierte über den Sinn und Unsinn von Chatrooms und Foren und redete über Kinder und seine schwangere Frau. Er lächelte verlegen und fuhr mich nach vier Rotwein mit einem VW-Bus zum Parkhaus.
Ich lächelte zurück und dachte, Sachen gibt’s.
Er winkte mir hinterher und dann verschwand er.
Fortsetzung siehe http://www.poetrycorner.de
Lichtschalter
An einigen Morgen suchte ich nach einem Zettel um Bechamel-Sauce und Zahnpasta zu notieren. Und ich hatte Bauchweh. Von meiner Nase tropfte der Rotz und ich schlich durch die Wohnung wie eine Wölfin auf der Suche nach Beute. Ich streifte an Marmeladenflecken auf Lichtschaltern vorbei und sah in einer Vase rote und weiße Rosen vertrocknen. Eine Palme lag umgefallen auf dem Balkon. Ihr Stamm würde bald durchbrechen. Es war schon 10 und ich saß in einem hellblau karierten Schlafanzug vor dem Computer, als sich ein kleiner Vogel an der Palme zu schaffen machte.
Ich stolperte über Spielzeugautos und Bücher und wusste nicht, was ich mehr hassen sollte. Ich weinte ein Tempo nass, was aber für diesen Vormittag reichte.
Der Frühling war noch nicht angekommen. Vom Himmel regnete es immer noch dann und wann aber die Winde bliesen bereits und manchmal schaute ein Stück Sonne durch den fleckig blaugrauen Himmel. Der Stillstand des Winters begann sich zäh zu bewegen, es schien als wolle er nicht verschwinden, doch eines Tages brach der erste Krokus durch die Wiese.
Fortsetzung siehe www.Poetrycorner.de